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Eine Minute Glück


Oder auch wenn man sich drauf einlässt....

Raphael lebt die meiste Zeit in dem Moment.

Er kann das "hier und jetzt" genießen.

Egal was grad war oder gleich sein wird.

 

Eine Gabe die den meisten von uns leider verloren ging. Auch mir.

 

Raphael kann sich über Kleinigkeiten freuen, für die andere Kinder (in seinem Alter) nur ein müdes Lächeln übrighaben, wenn überhaupt.

 

Und der Begriff "man hüpft vor Freude aus der Hose" könnte von ihm erfunden worden sein.

 

Er kann sich wirklich mit jeder Faser seines Körpers und Seins freuen.

Und das ist ansteckend.

Und gibt anderen die Möglichkeit diese Freude zu teilen. Wer da nicht mit lacht und sich nicht mitfreut, dem ist wahrlich nicht zu helfen.

 

Wenn man Raphael erlaubt, dass er einen in seine Welt mitnimmt, erlebt man viele lustige, schöne, ungewöhnliche und absolut wunderbare Momente.


Der Leierkastenmann

Mittwochs fahren wir oft mit dem Rad zum Bahnhof. Stellen dort die Räder ab und laufen durch den Bahnhof zum Schwimmbad.

 

Vor dem Bahnhof saß heute ein älterer Mann mit Leierkasten und macht Musik.

Es beachtet ihn keiner, die meisten hasten vorbei oder ignorieren ihn.

 

Nicht so Raphael, er springt direkt vom Rad, fragt mich lieb ob ich ausnahmsweise seins abschließe, er müsse dringend zur Musik. Und schon hüpft er los und tanzt freudestrahlend wie Rumpelstilzchen um den Mann herum.

 

Sobald Raphael bemerkte das wir fertig waren winkt er Elena und mich heran.

 

"Komm Mama, lass uns tanzen" ruft er gut gelaunt.

Ich: "Raphael wir müssen weiter, das Schwimmen fängt bald an, ich möchte nicht das wir zu spät kommen."

 

Raphael: "Komm schon Mama, was ist schon eine Minute,

lass uns tanzen, die Sonne scheint."

 

Und ja er hat recht. Was ist schon eine Minute? Warum nimmt man sich so selten Zeit für solche Dinge? Und wenn es nur eine Minute ist? Die ist schnell wieder aufgeholt, bzw. bemerkt man nicht wirklich auf dem Zeitkonto.

 

Aber eine Minute Spaß und Freude und das richtige tun, das merkt man eben doch und hält in einem an.

 

Also los! Sonne genießen, glückliches Kind genießen!

Wir haben uns dann eine Minute im Kreis gedreht, die Füße in die Luft geschleudert, zusammen gelacht und Spaß gehabt.

 

Eine wichtige Minute, eine Minute die Welt einfach mal die Welt sein zu lassen, eine Minute von der man bei schlechter Laune zehren kann, eine Minute die neue Kraft gibt! Eine Minute in Raphaels Welt!

 

Eine Minute der man viel öfter Raum geben sollte! Und eine Minute die man eigentlich auch aus sich selbst heraus öfter mal einlegen sollte.

Ohne Raphaels Hilfe.Ist doch wurscht was die außen rum denken. Wurscht ob man eigentlich etwas Wichtiges erledigen muss.

Eine Minute für sich und die Seele, sollte jeder haben!

 

Und nicht nur das. Raphael und unsere Tanzeinlage hat auch dem Leierkastenmann ein breites Lächeln aufs Gesicht gezaubert und auch einigen anderen um uns herum.

 

Denn Glück kann man scheinbar doch verschenken.

Raphael zumindest kann es....



Es gibt so viele schöner einer Minute Geschichten mit Raphael, ob er sich z.B. im Biergarten einfach mal zu anderen setzt und Gespräche über Gott und die Welt beginnt und man so mit vielen netten Leuten ins Gespräch kommt. Oder er einer Frau mit stylischer Hose mit "Loch" erklärt das ihre Hose ein Loch hätte und wenn sie die Quittung noch hätte würde er sie umtauschen gehen. Oder das er sich oft Zeit nimmt den Verkäuferinnen beim Bäcker um die Ecke zu winken und alle zu begrüßen die an ihm vorbeikommen.

Doch dazu evtl. ein ander mal mehr! ;)

PS: Was ich dazu noch dringend anmerken möchte. Nein Raphael ist nicht immer gut gelaunt. Nicht immer fröhlich.

Kindern mit Down-Syndrom wird ja als Vorurteil oft nachgesagt dass sie die immer fröhlich lachenden Sonnenscheinkinder seien!

Nein das stimmt nicht. Er hat genauso Launen wie jeder Mensch und alles andere wäre tatsächlich auch irgendwie seltsam finde ich. Er kann genauso intensiv schlecht drauf sein wie gut. Er ist ein sehr emotionaler Mensch, in beide Richtungen ;)

Bei ihm braucht es eben nur weniger um ihn glücklich zu machen.

 

Auch lebt Raphael nicht nur ohne Sorgen oder ohne über morgen nachzudenken. Aber er kann eben im Gegensatz zu vielen anderen einfach den Moment geniessen und vergisst dann das drum herum :)



Unser Zebra Blog: Wir sind eine 4-köpfige Familie aus Mainz. Papa Thomas ist Kommunikationsdesigner und Chef des Zebras, sowie Referent der landesweiten Service- und Beratungsstelle "Inklusion in der Weiterbildung" im Ingelheimer WBZ. Hobbys sind lesen und Zeit draußen verbringen und Mainz 05. Mama Katharina ist Mediengestalterin und Mama. Wenn Zeit ist sitzt sie an der Nähmaschine, auch Motivkuchen backen gehört auf ihre Hobbyliste. Sohn Raphael (*2009) ist Schüler und mag gerne Playmobil, Rollenspiele, chillen, Ausflüge in die Natur, Achterbahnen, Schwimmbad und vieles mehr. Momentane Berufswünsche: Märchenerzähler / Schauspieler, YouTube Star, Autoskooter Einparker, Knöllchenverteiler, ... Er hat ein extra im Gepäck, das Down-Syndrom, auch Trisomie 21 genannt, mit dem er uns nach der Geburt überraschte. Tochter Elena (*2012) die Jüngste in der Chaosbude ist auch Schülerin, spielt Geige, macht Yoga und ist in einer Zirkus AG. Ihre Hobbys sind außerdem schwimmen, Achterbahnen, mit Freundinnen treffen. Ihr Berufswunsch, schwankt auch zwischen Märchenerzähler und YouTube Star, aber auch Detektiv, Archäologe oder Meeresbiologin steht auf ihrer Wunschliste weit oben. Elena ist außerdem Buchautorin.


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