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Raphael kandidiert für die Schülervertretung


Seine neue Schule

Raphael geht seit diesem Schuljahr - weiterhin inklusiv -

auf eine weiterführende Schule.

 

Seine Schule ist eine IGS und kommt meinem Wunsch nach einer Schule für alle hier wohl am nächsten.

(Eine integrierte Gesamtschule (IGS) ist eine Schule, in der alle Schüler, ob mit (Haupt-), Realschul- oder Gymnasialempfehlung, gemeinsam unterrichtet werden).

Die Schule wurde neu gegründet mit diesem Jahrgang und hat deshalb nur 5. Klassen.

 

Und seine Schule schreibt Inklusion groß.

Trotzdem weiß man ja vorher nie wie es wird. Wie die Lehrer sind und auch die Mitschüler.

Ich war sehr nervös als es dort losging.

 

Zur Schulsuche und wie es bisher an der neuen Schule lief schreibe ich bei Gelegenheit einen gesonderten Artikel.

Wie ihr merkt habe ich leider in den letzten Monaten wenig Zeit und wenn, dann bin zu müde oder mache andere Dinge.

Aber läuft ja nicht weg :)


Wahl für die Schülervertretung

In jedem neuen Schuljahr gibt es natürlich auch alle möglichen Wahlen, Klassensprecher, Schulsprecher, Schülervertretung, ...
Raphael hat sich schon die letzten 2 (?) Jahre als Kandidat für den Klassensprecher aufstellen lassen und ist nie gewählt worden.
Ich fand es aber immer toll das er sich getraut hatte, allerdings wurde er mit jeder verlorenen Wahl danach auch immer kurzfristig ein wenig trauriger.
Als er also auch dieses Jahr wieder kein Klassensprecher wurde und mir von der Wahl zu Hause berichtete und gleichzeitig sagte er würde sich aber als Schulsprecher wählen lassen, das wär eh viel cooler, hab ich kurz tatsächlich versucht es ihm auszureden.
Ich dachte ist nur wieder doof für ihn. Aber er hat sich nicht beirren lassen und eigentlich fand ich es auch klasse das er sich nicht entmutigen lässt und es immer wieder probiert.
An seiner neuen Schule läuft viel über eine Online Lern Plattform, da ja auch jedes Kind ein iPad besitzt und dort immer wieder dran arbeitet.
Deshalb sollten alle, die sich um einen Posten in der Schülervertretung bemühen wollten, ein kleines Bewerbungsvideo drehen und ins Schulportal hochladen.
Gesagt getan. Wir haben 2-3 Videos gedreht bis wir damit zufrieden waren.
Erst wollte er in dem Video sagen das er jedem, der ihn wählt ein Päckchen Lego schenkt und er eh auch ziemlich cool ist, weil er berühmt ist, weil er schon mal im TV war und bald YouTube Star wird.
Aber das konnte ich ihm ausreden ;)
Das ist aber sowas von typisch Raphael. :D
Er hat sich dann selbst überlegt was er sagen möchte.

Freies sprechen fällt ihm deutlich leichter wie bei sowas hier, wo er versucht an alles zu denken was er sagen wollte (da hapert es dann etwas mehr an der korrekten Grammatik z.B. und er redet etwas undeutlicher, weil er sich so konzentrieren muss)
Aber ich finde er hat es sehr gut gemacht (klar ich bin die Mama ich find eh fast alles gut was er macht ;)
Ich habe absolut nicht dran geglaubt das er da auch nur eine kleine Chancen hat, gewählt zu werden aber egal. Ich war so oder so stolz auf ihn. Und fand total klasse das er sich das zu traut und fand das Video voll süß. <3

Wahlergebnis

Raphael wurde zum stellvertretenden SCHULSPRECHER gewählt!!!!

 

Schulsprecher!

SCHULSPRECHER!

Also ich buchstabiere es sicherheitshalber nochmal langsam und deutlich zum Mitschreiben: 

S C H U L S P R E C H E R!!!!

 

Hallo? Bin völlig platt und geflasht! Wenn das nicht mal richtig geil und gelungene Inklusion ist, dann weiß ich auch nicht!

 

Raphael ist also 2. Schulsprecher geworden und es gab auch direkt am 1. Tag eine kurze „Konferenz“

Er vertritt dann auch mit einem Mädchen zusammen die Schule z.B. bei der Stadt.

 

Bin aber froh das ich ihm ausgeredet habe, dass er versucht Wählerstimmen zu fangen

indem er jedem Lego verspricht der ihn wählt, das wäre sonst teuer geworden :D

 

Ich freu mich so für ihn. Das wird sicher eine ganz tolle Erfahrung und wird ihn weiterbringen und reifen lassen!

Und gut für das Selbstbewusstsein ist es natürlich auch! ;) Wobei das bei Raphael, seit er in der Pubertät ist, seeeehr gut ausgeprägt ist. ;)
(Im Gegensatz zu früher, wo er sich wenig getraut hat und alles hat gefallen lassen... )

Ich denke er wird da auf jeden Fall frischen Wind reinbringen ;)

Ich bin so stolz auf ihn!


Wer kann das mal bitte...?

... z.B. der Ärztin erzählen die uns damals ein paar Tage nach seiner Geburt, bei der Diagnosevermittlung sagte: "Ihr Leben wie sie es kannten, ist jetzt vorbei. Aber es sind ja so liebe Kinder... Aber sie können nie wieder normal in den Urlaub fahren, aber es sind ja so liebe Kinder... Er wird nie lesen können und dies und jenes wird er auch alles nie können. Aber es sind ja so liebe Kinder... Und so weiter"

 

Oder auch die Förderlehrerin die Raphael in der Kita begutachten sollte, die uns Inklusion ausreden wollte. Die uns sagte: "Inklusion funktioniert doch eh nie... Er wird vermutlich gehänselt... Er wird sich sicher schlecht fühlen, weil alle alles besser können...Er wird dort niemals genug gefördert... Er findet sicher keine Freunde... Und so weiter."

 

Wie sagt man so schön?

Nimm das oder auch IN YOUR FACE! :D

 

 

Sorry, aber ich kann grad nicht anders und grinse wie ein Honigkuchenpferd bei dem Gedanken ;)

 

Und ich muss mich auch an die eigene Nase fassen. Ich habe wirklich niemals gedacht das er auch nur den Hauch einer Chance hat. Dabei hat er uns schon so oft vom Gegenteil überzeugt...

Geburt, Down-Syndrom


Die Arbeit geht los...

Die Schülervertreter haben sich schon ein paar mal in den großen Pausen getroffen um bestimmte Sachen zu besprechen.

 

Diese Woche hatte Raphael und die Schulsprecherin die erste offizielle Fachkonferenz mit Schulleiter, Lehrern und den Schulelternsprecher.

 

Von 14:00-15:45 Uhr wurde über diverse Themen der Schule besprochen.

Papa Thomas war auch dort als Elternvertreter und konnte also ein wenig Mäuschen spielen.

 

Einerseits war ich leicht nervös wie es klappt, ob Raphael dann nicht anhänglich wird, wie es ohne I-Kraft funktioniert (durch Corona sollten so wenig Leute wie möglich in dem Raum sein, deshalb hat sie vorher frei bekommen) oder wie er allgemein so eine lange Zeit mit Theorie schafft ohne hibbelig zu werden und ob er allem halbwegs folgen kann.

 

Aber es hat gut geklappt. Raphael hat sich auch an den Gesprächen beteiligt, mit abgestimmt (er ist stimmberechtigt) und immer mal eigene Ideen und Meinungen eingebracht. Zum Thema was alles in die zukünftige Hausordnung rein soll hat er z.B. den Vorschlag gemacht, dass man aus Respekt vor den anderen seinen Arbeitsplatz immer sauber verlassen sollte. Der Vorschlag wurde von allen als sehr gut angesehen.

 

Auch hat er kurzerhand einem vermutlich leicht verblüfften Schulleiter bei einem kleinen Technikproblem des iPads geholfen ;)

 

Auch waren alle wirklich sehr natürlich und freundlich im Umgang mit ihm. So wie wir es insgesamt bei der Schule wahrgenommen haben. Einfach schön zu sehen wie er dort angenommen wurde, ganz unkompliziert und selbstverständlich. So wie es sein sollte eben. :)

 

Die letzten 20 min hat dann etwas die Konzentration nachgelassen, aber hat trotzdem passend antworten können, wenn er direkt angesprochen wurde.

Also alles bestens gelaufen.

Bin erleichtert, happy und stolz. Sehr.


Die Schulsprecher haben auch einen großen Umschlag mit Infomaterial bekommen (allgemeines Material für alle Schulen in RLP).

Leider alles natürlich nicht differenziert, bzw. in leichter Sprache.

Thomas hat gleich mal nachgefragt ob man das nicht zukünftig auch in so einer Form anbieten könnte.

 

Denn wir hoffen das zukünftig häufiger Menschen mit Behinderungen oder auch mit Migrationshintergrund solche Posten belegen und von ihrem Recht Gebrauch machen sich zu äußern, zu beteiligen, gehört zu werden und einzubringen.

Und dann sollten sie auch die Möglichkeit haben das dafür vorgesehener Material zu nutzen :)

 

(Das Thema Kinderrechte hatte Raphael gerade in der Schule und hat gestern einen Test drüber geschrieben. Ihm ist beim üben und besprechen im Vorfeld selbst aufgefallen das er als 2. Schulsprecher für die Schüler seiner Schule das Recht auf Beteiligung und eigene Meinung vertritt.)


Kleiner #Throwback - Raphael wollte als Kita Kind Kanzler werden

Schon als kleiner Vorschulpimpf hatte er mal vorgehabt Chef von Deutschland zu werden als er die ganzen Wahlplakate gesehen hat.
Er hat sich damals überlegt das ihm dann alle viel Geld (als Steuern) zahlen müssen. Dann müssen alle Nachbarn aus dem Haus ausziehen weil es dann nur noch uns gehören soll, "Mama als Chef kann ich das alles  ja einfach bestimmen und befehlen!" und es wird ein Fahrstuhl eingebaut und der Hof hinten wird als Spielplatz gemacht und so weiter. Er ist ja dann reich und kann das alles bestimmen oder bezahlen ;)
Ich hab ihm damals erklärt, das ihn aber niemand wählt, wenn er das so sagt und das Politiker immer Sachen, die die Leute hören wollen. Also das sie den Leuten immer etwas versprechen, das wenn sie gewählt sind das sie dies oder jenes tun.
Er hat dann nachgedacht und gesagt: "Herzlich willkommen in Deutschland. Wählt ihr mich, Spielsachen für alle!" ;)
Ja er hat wohl kapiert wie der Hase läuft! :D
Vermutlich steht ihm eine große Karriere als Politiker bevor ;)
Er ist sowieso super gut darin seine Probleme originell zu lösen und ist notfalls Ausredenkönig. Gute Voraussetzungen für ein Amt oder? ;)

Das hier war sein Werbevideo für ihn als

"Chef von Deutschland"

- wie er immer gesagt hat.

 

Man beachte die Merkelraute

(hat er sich von den Plakaten abgeguckt) ;)




Unser Zebra Blog: Wir sind eine 4-köpfige Familie aus Mainz. Papa Thomas ist Kommunikationsdesigner und Chef des Zebras, sowie Referent der landesweiten Service- und Beratungsstelle "Inklusion in der Weiterbildung" im Ingelheimer WBZ. Hobbys sind lesen und Zeit draußen verbringen und Mainz 05. Mama Katharina ist Mediengestalterin und Mama. Wenn Zeit ist sitzt sie an der Nähmaschine, auch Motivkuchen backen gehört auf ihre Hobbyliste. Sohn Raphael (*2009) ist Schüler und mag gerne Playmobil, Minecraft, Minecraft und nochmal Minecraft, Youtube, Nintendo zopcken, chillen, Ausflüge in die Natur, Achterbahnen, Schwimmbad und vieles mehr. Momentane Berufswünsche: Vulkanforscher, YouTube Star, Sportwagen Autohausbesitzer, Apple Teacher, Chef von eiegntlich egal was, ... Er hat ein extra im Gepäck, das Down-Syndrom, auch Trisomie 21 genannt, mit dem er uns nach der Geburt überraschte. Tochter Elena (*2012) die Jüngste in der Chaosbude ist auch Schülerin, spielt Geige, macht Yoga und ist in einer Zirkus AG. Ihre Hobbys sind außerdem schwimmen, turnen Achterbahnen, mit Freundinnen treffen. Ihr Berufswunsch, schwankt,  Detektiv, ist aber momentan ganz vorne dabei. Elena ist außerdem Buchautorin.


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