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Unsere Kirchengemeinde

Wir waren, wenn ich ehrlich bin nie Kirchengänger, obwohl ich als Kind fast jeden Sonntag in der Kirche war. Ich war auch sehr unsicher wie das hätte funktionieren sollen, zumindest als Raphael noch klein war. Der Kerl hatte ja nur Hummeln im Hintern und blieb keine Minute ruhig sitzen. Auch wenn er mit Schulbeginn deutlich ruhiger wurde Gott sei Dank... ;)

 

Doch dann kam Raphael in die 3. Klasse, er mochte den Religionsunterricht sehr und sagte auch dass er an den "Himmel-Gott" glaubt. Also war für mich klar, dass er auch zur Kommunion gehen sollte.

 

Aber mit dem Gedanken begannen auch die Sorgen. Wir kannten weder den Pfarrer, noch den Rest der Gemeinde. Wie würden sie ihn aufnehmen? Wie sollten wir logistisch den Kommunionunterricht hinbekommen? Ich ging davon aus das ich, oder jemand anders Raphael dorthin begleiten sollte, nur wohin mit Elena? Konnte sie ja nicht für ein 3/4 Jahr jede Woche woanders "parken" in der Zeit. Außerdem hatten wir viele Termine, ich wollte für so eine lange Zeit auch nicht die Therapie aussetzen, je nachdem an welchem Tag dann der Unterricht stattfinden würde. Und wie würde Raphael das Ganze meistern? Würde es ihm überhaupt Spaß machen?

Glück gehabt

Um im Vorfeld den Gottesdienst zu üben und anzuschauen waren wir ein paar Mal sonntags in unserer Gemeinde. Das machte uns nicht so große Hoffnungen, der Pfarrer wirkte eher altmodisch und die Gottesdienste waren auch für uns Erwachsene eher langweilig ;). Wir überlegten ob wir Plan B versuchen und mal bei dem netten Pfarrer in Hochheim anrufen sollten, der uns getraut und beide Kinder getauft hatte. Allerdings hatte er die Gemeinde gewechselt, wie wir dann hörten...

 

Dann flatterte der Brief der Gemeinde ins Haus, bzw. es hatten sich drei Gemeinden zusammen geschlossen für den Kommunionunterricht. Wir mussten für den Unterricht etc. in die Nachbargemeinde zu "Liebfrauen", bei uns in der Stadt aber kein Ding, da wir fußläufig 3 katholische Gemeinden haben und wir hingen ja auch nicht wirklich an unserer Gemeinde ;)

 

Und man konnte zwischen 2 Tagen wählen und wir hatten Glück, wir konnten mittwochs wählen, ein Tag in der Woche an dem wir halbwegs flexibel waren und nicht das PEp oder die Logo absagen mussten.

 

Beim 1. Treffen der Kommunionkinder ging Elena zu einer Freundin und ich mit Raphael rüber zur Kirche.

Dort empfingen uns super nette Katecheten und. Ich fragte wie sie sich das mit Raphael im Unterricht vorstellten und sie meinten, na ganz normal. Wir probieren es einfach und sehen dann weiter wie es läuft und was wir für ihn abändern oder welches Material er bekommt. Und ich wurde wieder heim geschickt :) Puh, der Stein der mir vom Herzen fiel konntet ihr sicher bis zu euch hören. Der Start war geglückt, alle super sympathisch und unkompliziert und Raphael mega stolz das er ohne Begleitung wie alle anderen auch zum Unterricht durfte. 2 Kinder aus seiner Klasse waren auch mit dabei und auch das freute mich sehr.

 

Auch der Pfarrer war super cool und sympathisch und ging gut auf die Kinder im Gottesdienst ein und predigte spannende Themen, war nicht weltfremd und stand mit beiden Beinen im Leben. Wir mussten des Öfteren über ihn grinsen, er brachte Späße mit ein und nahm kein Blatt vor den Mund bei bestimmten Themen.

 

Wir fühlten uns direkt rund um wohl und hatten wie so oft bisher großes Glück gehabt und auch wie so oft viel zu viele Sorgen und Gedanken im Vorfeld gehabt.

 

Grade Raphael hat mich eigentlich gelehrt das man sich nicht zu einen großen Kopf vorher machen sollte weil sich vieles im Laufe der Zeit von selbst klärt, aber ich kann eben auch nicht immer aus meiner Haut ;)

Der Kommunionunterricht

Raphael liebt seinen Kommunionunterricht und geht inzwischen auch schon eine Weile alleine die Strecke bis zur Kirche. Sicherheitshalber mit seiner Smartwatch (->mehr dazu hier), obwohl wir sie eigentlich nicht wirklich für dieses Strecke benötigen. Aber so war ich sicher, dass er dort (pünktlich) ankam.

 

Allerdings gibt es da auch eine halb-lustige Geschichte zu erzählen: Eigentlich rief er immer an, wenn er dort angekommen war, aber an einem Tag hatte er einen Clown gegessen, rief an und sagte "Hallo Mama, ich hatte heute keine Lust und laufe jetzt in einen Park" und legte auf. Ich versuchte direkt wieder anzurufen aber er ging nicht mehr dran und dann ging die Mobilbox ran. Ich öffne also die App um zu sehen wo er ist und bekomme einen riesen Schreck, laut der App war er ein gutes Stück zu weit gegangen zur Feuerwehr und dotzte da neben der Hauptverkehrsstraße rum. Bei jedem Reload der Karte war er mal hier, mal da. In der Nähe ist unser Zebra Büro und Thomas düste los um ihn einzufangen. Er fand ihn nicht und laut Karte wechselte er auch im Umkreis von ca. 300m rund um die Kirche ständig rasch den Standort. Dann dämmerte es uns. Er hatte uns veräppelt und war mit den anderen in der Krypta im Keller unter der Kirche, da hat die Uhr kaum bis gar keinen Empfang und deshalb hüpfte der Standort ständig und es ging nur die Mobilbox dran ;) So war es dann auch. Ich sagte ihm hinterher, dass wir das nicht so lustig fanden und er war auch etwas zerknirscht (allerdings mit leichtem grinsen das er uns reingelegt hatte) und meinte "Mama, ich geh doch nicht in den Park, wenn wir gesagt haben ich laufe zur Kommunion, das musst du doch wissen!" Und ja er hat eigentlich recht, ich würde ihn ja nicht alleine laufen lassen, wenn ich mich nicht auf ihn verlassen könnte (nur trödeln und Zeit vergessen ist manchmal ein kleines Problem).

 

Zurück zum Kommunionunterricht: Sie sangen viel, lernten einiges und er ging sehr sehr gerne hin. So gerne, dass er traurig war als es dann bald rum war und sagte: "Mama, buch bitte auch den nächsten Kommunionskurs nächstes Jahr". Er wurde sehr gut und selbstverständlich aufgenommen, er durfte überall mitmischen und war mittendrin dabei. Beim Martinsspiel wie auch beim Krippenspiel.

 

Wenn Probleme oder Sorgen auftauchten wurden sie unkompliziert gelöst. Wie z.B. die Sorge das Raphael die Hostie nicht essen würde, da er durch seine leichte Essstörung eigentlich nichts Neues probiert. -> Die Lösung, wir probieren es schon an Gründonnerstag mit der 1. Kommunion und sollte das nicht klappen nehmen wir am Weißen Sonntag einfach ein rund ausgeschnittenes Toastbrot mit. Oder auch die Sorge das an der Kommunion die Nerven mit ihm durchgehen vor Aufregung und er evtl. Hilfe und uns als Beistand braucht. Denn die Sitzplätze der Eltern wurden ausgelost und wir saßen weit entfernt von Raphael. -> Die Lösung, sie stellen noch einen Stuhl oder Bank bei Raphael in der Nähe auf, das er Blickkontakt zu uns hat und wir notfalls schnell zur Stelle sind.

 

Wie es an der Kommunion läuft werden wir sehen, es bleibt spannend, aber ich bin guter Dinge :)

Ich kann nur allen DANKE sagen!

So sollte Inklusion und Kirche sein, ganz selbstverständlich, ganz unkompliziert,

mit dem Fokus auf den Stärken, auf den Gemeinsamkeiten und mit gegenseitigem Respekt.



Unser Zebra Blog: Wir sind eine 4-köpfige Familie aus Mainz. Papa Thomas ist Kommunikationsdesigner und Chef des Zebras, sowie Referent der landesweiten Service- und Beratungsstelle "Inklusion in der Weiterbildung" im Ingelheimer WBZ. Hobbys sind lesen und Zeit draußen verbringen und Mainz 05. Mama Katharina ist Mediengestalterin und Mama. Wenn Zeit ist sitzt sie an der Nähmaschine, auch Motivkuchen backen gehört auf ihre Hobbyliste. Sohn Raphael (*2009) ist Schüler und mag gerne Playmobil, Rollenspiele, chillen, Ausflüge in die Natur, Achterbahnen, Schwimmbad und vieles mehr. Momentane Berufswünsche: Märchenerzähler / Schauspieler, YouTube Star, Autoskooter Einparker, Knöllchenverteiler, ... Er hat ein extra im Gepäck, das Down-Syndrom, auch Trisomie 21 genannt, mit dem er uns nach der Geburt überraschte. Tochter Elena (*2012) die Jüngste in der Chaosbude ist auch Schülerin, spielt Geige, macht Yoga und ist in einer Zirkus AG. Ihre Hobbys sind außerdem schwimmen, Achterbahnen, mit Freundinnen treffen. Ihr Berufswunsch, schwankt auch zwischen Märchenerzählerin und YouTube Star, aber auch Detektivin, Archäologin oder Meeresbiologin steht auf ihrer Wunschliste weit oben. Elena ist außerdem Buchautorin.


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